Der letzte volle Tag an Bord ist noch einmal stressig, zumindest für mich. In Trondheim muss ich nicht noch einmal von Bord, es gibt also fast die Möglichkeit auszuschlafen – dafür hat der Morgen volles Programm. Um 9:30 verlassen wir Trondheim, und das geplante Einholen der Postschiff-Flagge samt Übergabe an den glücklichen Auktionsgewinner aus unserer Gruppe wird schon einmal auf später verschoben. So können wir nämlich direkt nach dem Auslaufen der nordgehenden Midnatsol winken. Eine Winkekonkurransje – der Gewinner? Nun, wir haben mit weniger Passagieren mehr Flaggen aufgeboten, daher können wir den Sieg wohl für uns in Anspruch nehmen.
Die Schiffsbegegnung fällt auch mit dem Interessepunkt zur Insel Munkholmen zusammen, es lohnt sich also, auf Deck 7 zu sein. Der Morgenhimmel bei Sonnenafgang: Ein Traum!





Ich habe für den Rest des Interessepunkts aber keine Zeit – schnell in die Kabine, die Bilder von heute früh in meinen kleinen Tourfilm einbinden, noch ein bisschen den Ton anpassen und ab in den Vortragsraum. Hier gibt es die Infos für den letzten Tag: Wie lange kann mit der Cruise Card gezahlt werden, wie kommt man vom Schiff zu Flughafen oder Hotel, wie bekommt man ggf. sein Auto vom Autodeck? Für mich nichts Neues, außer der Info, dass die Flybusse regelmäßig ihren Fahrplan ändern. Aber wir haben ja unseren eigenen Transferbus. Dafür hat man ja eine Gruppenreise.
Direkt danach: Ab auf Deck 7, die Postflagge einholen und und an ihren neuen Besitzen übergeben. Unsere ganze Truppe versammelt sich, und wir nutzen die Gelegenheit für ein Gruppenfoto.
Dann verdrücke ich mich wieder: Um 11:30 haben wir unsere eigene Abschiedsveranstaltung, also schnell das Gruppenfoto bearbeiten, den Tourfilm fertig machen und ab in den Vortragsraum. Kai übernimmt das meiste Reden – etwas organisatorisches, etwas Humor und ein großes Danke auch von uns für die angenehme und tolle Tour, die auch uns Spaß gemacht hat. Dann mein Tour-Film, ein Ha det bra, auf besonderen Wunsch mein Nordlicht-Film und endlich wieder Essen. Es ist halb zwölf, Zeit für das Mittagessen. Und immer dran denken: It’s smarter to travel in groups!
Mittlerweile ist unser Heimflug auch schon bereit zum einchecken. Bei der Gruppengröße ist das kein großer Aufwand für uns, mittlerweile sind es ohnehin schon viele gewohnt, das selber mit der Handy-App zu machen. Bei meiner ersten Tour auf der Nordkapp 2014 war das noch anders!
Um 14 Uhr sehen sich alle bei einem Vortrag von Laura wieder: Sie gibt Reisetipps für den nächsten Trip nach Norwegen, wenn man mal den Süden mit dem Auto erkunden will. Was hängen bleibt: Es gibt einen Haufen hübsche Ecken, sie betreibt im Sommer ein Hotel auf einer kleinen Insel, deren Namen ich vergessen habe (Ola?), und sowohl Lofoten als auch Tromsø sind mittlerweile völlig überlaufen – das kann ich bestätigen, schon in der Nebensaison sind die Regionen am Limit dessen, was Spaß macht.
Unser nächster Hafen ist Kristiansund um 16:30, sodass ich jetzt tatsächlich Pause habe. Kofferpacken (und wiegen!) mache ich später. Und an Backbord schimmert die Mondsichel zwischen den Bergen hervor, vielleicht 4° über dem Horizont. Herrlich!



So stelle ich mir das mit der totalen Sonnenfinsternis nächstes Jahr in Spanien vor, wenn ich (wenn das Wetter mitspielt) auf einer Burg aus dem 13. Jahrhundert stehe. A propos Spanien: Wir haben mittlerweile 8° über Null. Es ist richtig angenehm draußen, und bis Kristiansund mache ich es mir am überdachten Außendeck bequem. Mal die Seele baumeln lassen und Norwegen wirken lassen.
Kristiansund erreichen wir pünktlich, obwohl wir wieder außen herum fahren – die Brücke ist immer noch gesperrt, damit die Wellen großer Schiffe keine Schäden anrichten.
Eine Stunde Aufenthalt haben wir hier, und draußen ist eine fiese Mischung aus geräumten Straßen, Schneematsch und zwischendrin Eis. Ich mache einen kurzen Besuch bei der Statue der Fischerfrau und gehe dann wieder zurück zum Schiff.
Zwei Busse haben uns mittlerweile Richtung Marmorbergwerk Bergtatt verlassen. Ein schöner Ausflug, der auch gut gebucht wurde, weil für die offene Seestrecke zwischen Kristiansund und Molde Wellengang vorhergesagt wurde. Mit rund zwei Metern Wellen war zwar etwas Bewegung im Schiff, aber nichts dramatisches. Am Westkapp sind bis zu vier Meter vorhergesagt. Wir haben Glück, die größten Wellen sind angesagt, bevor wir da sind.
Bis dahin ist aber nichts weiter auf dem Programm, und bis wir das Gasfeld Ormen Lange passieren, mache ich ein kurzes Mittagsschläfchen. Immerhin ist es bald 20 Uhr und der Tagesrhythmus ist sowieso hinüber, da darf man mal kurz. Es waren doch keine ruhigen elf Tage hier an Schiff – es gibt immer etwas zu sehen und zu tun.
Ormen Lange ist eine riesige Industrieanlage, die 20% der Erdgasbedarfs von Großbritannien deckt. Wir sehen von ihr nur ein riesiges Lichterfeld in der Finsternis, auf das uns eine Durchsage gegen 20:30 hinweist.
Das ist für mich dann auch der Zeitpunkt, meine späte Mittagspause zu beenden. Auf Deck 7 ist nicht viel los – entweder sind alle mit Kofferpacken beschäftigt, oder auf Ausflug. Ich mache es mir im Multe bequem und aktualisiere mein Blog, bis wir kurz nach 21:15 Molde erreichen. Zeit, auf Deck 5 zu gehen.
Bei angenehmen 8°C laufen wir Molde an, um die Ausflügler wieder an Bord zu nehmen. Die imposanten Berge, die im Tagesprogramm angepriesen werden, sind aber nur als Scherenschnitt zu erahnen. Das ist auch schon wieder der letzte Abend an Bord, morgen um die Zeit bin ich irgendwo im Flugzeug zwischen Amsterdam und Stuttgart, wenn nichts dazwischen kommt. Noch einmal die See genießen.



Und dann Koffer packen, bevor die See am Westkap in der Nacht die Schränke ausräumt:-)
Tag 12 – Ab nach Bergen
Der letzte Tag bricht an, und das Westkap war harmlos – eine Welle um 5 hat mich geweckt, aber sonst habe ich nichts mitbekommen.
Trotzdem bin ich gegen halb sieben schon wieder wach… also in aller Ruhe aufstehen, duschen und den Koffer fertig packen. 22,75kg. Das heißt, ich hätte noch ein weiteres dieser praktischen gelben 200g Tariergewichte von Freia einpacken können…
Kurz nach acht Uhr kommt Florø in Sicht, der letzte Hafen vor Bergen, und der letzte, den man noch ganz klassisch von Deck 5 aus anschauen kann. In Bergen ist da schon alles im Aufruhr.
Nach dem Frühstück mache ich es mir auf Deck 5 bequem, im vertrauten Reiseleiterbüro, leider an der Backbordseite, also mit Seeblick. Die Landschaft zieht in meinem Rücken vorbei.
Um 10 Uhr werden die Kabinen geräumt, und dummerweise macht es sich am Fenster eine Gruppe Amerikaner bequem. Im Prinzip nette Leute, aber die Gesprächslautstärke übertönt alles, inklusive der Schiffsdurchsagen. Ich glaube, das gibt Kopfschmerzen…
Und viel mehr gibt es über den Tag nicht zu sagen. Ein paar sanfte Wellen, ein paar Blicke an Deck (es ist bedeckt, aber weitestgehend trocken), und wer will, kann sein Handgepäck im Konferenzraum deponieren und die Landschaft genießen oder den Tourfilm vom Schiff noch einmal anschauen.
Gegen 10:40 gibt es noch einmal einen Programmpunkt: Wir kommen in den wunderschönen Steinsund, und auf Deck 7 läuft dazu klassische norwegische Musik. Ich werfe einen Blick auf Deck 5: Hinter und schönes Wetter, rechts einige Schären, voraus eine Regenfront. Auch schön. Da gehe ich doch freiwillig wieder in das Schiff, auch wenn Temperaturen um die 8° und wenig Wind nicht unangenehm sind.
Von innen ist es auch schön, wenn die Inseln direkt vor dem Fenster vorbei ziehen. Das Wetter wird leider nicht besser, es bleibt erst einmal trübe. Ich verbrate mein Datenvolumen, um schon einmal Bilder und Filme auf meinen Server zu laden – das ist schneller als das Schiffs-WLAN, kostet dank EU-Roaming keinen Aufpreis, und Monatsende ist ja auch bald.
Ansonsten gibt es über den letzten Tag nicht viel zu erzählen. Das letzte Mittagessen lasse ich mal wieder ausfallen. Und dann wurde der Tag doch noch interessant: Wir kriegen eine Militäreskorte! Genauer gesagt, ein Patrouillenboot und ein paar Schlauchboote der norwegischen Marine begleiten uns und machen eine Übung.
Das klingt aber spektakulärer als es tatsächlich war, zumindest von Deck 4 aus. Von den Außendecks wäre vielleicht mehr zu sehen gewesen, aber da ich ja nicht zum Spaß auf dem Schiff bin, habe ich den Gepäckservice nicht genutzt und mein Gepäck behalten – um zeitnah an unserem Bus zu stehen und die richtigen Leute in unseren Bus zu lotsen. Das ist bei größeren Gruppen natürlich interessanter, aber so will ich nicht alles hier unbewacht rumstehen lassen. Ein abschließbarer Fotorucksack, den ich ohne Bedenken im frei zugänglichen Konferenz-/Gepäckraum stehen lassen kann, hätte schon seinen Reiz – aber mein aktuelles Model hat mehr normalen Stauraum, auch wenn der Laptop frei zugänglich wäre. Als Touri hätte ich nur meine Kamera dabei und könnte das besser genießen. Aber draußen ist es heute auch nicht so einladend.
Bei der Ankündigung durch das Expeditionsteam hätte ich allerdings sowas Spektakuläres erwartet wie die Helge Ingstad (2018 war das – auch schon wieder so lange her). Aber egal, immerhin etwas Unterhaltung auf der letzten Strecke. Die letzten Stunden ziehen sich ja doch immer.
Aber irgendwann erreichen wir doch Bergen, sogar pünktlich, legen an, suchen den Bus, sammeln unsere Leute ein und fahren zum Flughafen. Bis auf den üblichen Stau an einem Verkehrsknotenpunkt klappt das auch. Die Schlange an der Security ist recht lang, aber die Norweger haben die Effizienz, die den Deutschen nachgesagt wird, sodass noch genug Zeit für Tax Refund und Duty Free Shopping bleibt. Linie Aquavit kostet 419 NOK pro Liter (aktuell 35€), im Gegensatz zu 24€ in Deutschland – kein Schnäppchen. Da lieber eine Sorte nehmen, die es in Deutschland nicht so leicht gibt. Bivröst kommt immerhin aus Tromsø, aus der nördlichsten Whisky-Destillerie der Welt in den nahe gelegenen Lyngen-Alpen.
Gut, dass der Duty-Free-Shop erst nach der Gepäckaufgabe ist – mein Koffer ist mit 22,8-22,9kg (die Waage schwankt etwas) gut am Limit, ein weiteres gelbes Tariergewicht wäre da potentiell problematisch gewesen. Ebenfalls nach der Security: Der Pølser-Stand. Endlich mal wieder eine normale Bratwurst; in Amsterdam habe ich nicht vor, zu Abend zu essen.
Unser Flugzeug ist pünktlich und ausgebucht, und die Heimreise beginnt. Sturm ist auch keiner angesagt – was kann jetzt noch schiefgehen?
Nun, KLM tut wieder sein bestes. Wir landen um 19:40 in Amsterdam, bleibt eine Stunde, und von Terminal D zu B zu gehen. Das passt ganz gut, ohne Stress. Dass am B-Terminal praktisch kein Sitzplatz zu ergattern ist, bin ich ja gewohnt. Aber für die knappe Stunde, die ich noch habe, finde ich ein Plätzchen, bis das Boarding endlich losgeht. Die App bietet mir noch ein Sitzplatzupgrade an: Seien Sie ab 14€ Aufpreis unter den Ersten, die das Flugzeug verlassen.
Tja, und wie sieht das Angebot am Gate aus?
“Leider ist unsere Maschine überbucht, wir suchen noch Passagiere, die für 250€ (oder 350€ Reiseguthaben) eine späteren Flug nehmen. Ihr Flug wäre dann morgen früh.”
Saftladen. Da würde mich der Aufpreis für das verlängerte Parken ja bald mehr kosten. Immerhin findet sich wohl jemand, mit Verspätung beginnt das Boarding. Der Flug wird von German Airways durchgeführt, und mit deutscher Freundlichkeit wird darauf hingewiesen, gefälligst hinzumachen und das Gepäck unter den Sitzen zu verstauen, damit unser Flug nach Amsterdam starten kann. Ach, nein, geht doch nach Stuttgart.
Und als alle sitzen, kommt dann die Info: Stau auf der Startbahn, wir müssen noch bis zu einer halben Stunde warten. Tja, wenn keine Sitze doppelt verkauft würden, hätte man vielleicht rechtzeitig boarden und starten können, ohne das Startfenster zu verpassen. Nach einer halben Stunde die Info, dass es noch eine Viertelstunde länger dauert, und der Captain dann den Tower nochmal anrufen will. Die Stimmung an Board ist gereizt, zumindest macht ein Steward immer wieder Durchsagen – leider in schlecht verständlichem Holländisch-Deutsch(?). Keine Ahnung, wo es Probleme gibt, und wer sich da den Ansagen der Crew widersetzt. Die Noise-Cancelling Kopfhörer waren eine meine besten Investitionen, solange ich immer wieder mal fliegen muss… Am Ende des Flugs soll sich jeder namentlich bei ihm melden? Oder nur KLM-Mitarbeiter? Keine Ahnung. Vielleicht war die Maschine überbucht, weil KLM Mitarbeiter nach Stuttgart bringen musste?
Immerhin: Um 22:20 rollen wir mit fast einer Stunde Verspätung los, noch einmal die Durchsage, dass wir nur starten können, wenn sich alle an die Ansagen der Besatzung halten, und endlich Abflug. Ein paar kleinere Turbulenzen auf dem Flug, und Ankunft in Stuttgart ist dann um 23:30. Jetzt noch was zu Essen finden und ab nach Karlsruhe, wo ich um kurz vor 2 Uhr bin. Vor sechseinhalb Stunden waren wir in Amsterdam gelandet. Mit dem Auto brauche ich laut Navi etwas über sechs Stunden für die 572 km von zuhause bis zum Flughafen Schiphol. Keine Ahnung, warum sich jemand freiwillig Inlandsflüge antut… Ach ja: Zugfahren ist auch nicht viel besser, im Raum Köln geht nichts mehr, weil zwei Bomben aus dem Weltkrieg entschärft werden mussten. Willkommen in Deutschland. Oh we schön ist Norwegen…
Aber was soll’s, Norwegen hat sich von seiner besten Seite gezeigt, und es war eine wunderbare Reise an Bord der MS Nordkapp, mit einer tollen Gruppe – takk for turen!
Übrigens, wer Lust hat: Meine nächste Tour ist für den 5. März auf der MS Nordlys geplant, und es sind noch Plätze frei: https://www.hurtigruten.com/de-de/reisen/nordlicht-und-sterne. Vielleicht sehen wir uns ja?












































































































































































































































